Geschichte

Im Jahr 6 wird der Name Carnuntum erstmals durch den Historiker Velleius Paterculus genannt. Ursprünglich war der Ort nur als Winterlager für das römische Heer gedacht. Allerdings entwickelte sich Carnuntum, das an der Kreuzung zwischen Bernsteinstraße und Limesstraße lag, so prächtig, dass die Stadt schon im zweiten Jahrhundert zu einer der wichtigsten Metropolen des römischen Reiches angewachsen war. Über 10 km2 erstreckte sich das Stadtgebiet und schloss damit die heutigen Gemeinden Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg mit ein. 50.000 Menschen lebten in dieser Stadt, die sich zu einem Schmelztiegel der Kulturen entwickelt hatte.

Während seines Kampfes gegen die Markomannen nützte Kaiser Marc Aurel in den Jahren 171 bis 174 Carnuntum als sein Hauptquartier.  Im Jahr 308 trafen sich hier sogar die drei Kaiser Diokletian, Galerius und Maximian zu einer Konferenz. Im späten dritten Jahrhundert wurde Carnuntum noch einmal Hauptquartier, als Kaiser Valentinian I gegen die germanischen Quaden kämpfte. Ab etwa 400 nach Christus begann der Abzug der Römer aus Carnuntum, und 430 wurde die Provinz Pannonien von Rom aufgegeben.

Heute zeugen noch zwei Amphitheater und eine spannende archäologische Grabungsstätte von der einstigen Größe der Stadt.

Weinbau

Der Weinbau begann im pannonischen Raum wahrscheinlich ebenfalls im 1. Jahrhundert. Kaiser Marc Aurelius Probus (276-282) wird oftmals als der Begründer der Weinkultur in Carnuntum genannt, denn tatsächlich hat er zahlreiche gesetzliche Erleichterung erlassen. Schließlich mussten bis zu 6.000 stationierte Soldaten mit Wein versorgt werden, und ihre tägliche Ration betrug rund zwei Liter. Handel und Transport der Weine aus dem Süden des Reiches waren aufwändig, und dies war vermutlich der Grund dafür, dass Marc Aurel auch schließlich auch die lokale Produktion ermöglichte. Zahlreiche antike Rebmesser aus Eisen sind jedenfalls im Archäologischen Museum Carnuntinum in Bad Deutsch Altenburg zu bestaunen.

Von den Römern stammt auch die Mazeration in Bottichen, in denen die Trauben mit den Füssen gestampft wurden. Von Calcare, dem lateinischen Wort für stampfen, leitet sich später auch das deutsche Wort Kelter ab. Später wurde der Rebensaft in Gärfässern aus Ton oder Holz gelagert und im Frühling in Amphoren umgefüllt. Wein gehörte im römischen Reich zu den Grundnahrungsmitteln und war somit auch eines der Haupthandelsgüter. Der Transport erfolgte nach Möglichkeit per Schiff. Antike Darstellungen zeigen mit Fässern beladene Weinschiffe, Wagen und Karren.

Während der Wirrnisse der Völkerwanderung versank der Weinbau der Region, konnte aber im späten 12. Jahrhundert wieder prosperieren. Große Bedeutung erlangten die Weinhändler in der Region, die bis ins 19. Jahrhundert mit der Einfuhr von Weinen aus Ungarn ins Habsburgerreich gute Geschäfte machten. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Weinwirtschaft in Carnuntum darnieder. Der Absatz war sehr gering. In Prellenkirchen wurde eine Winzergenossenschaft gegründet, um die lokale Überproduktion aufzufangen. Während im Ackerbau eine immer stärkere Mechanisierung einsetzte und die Ertragssituation immer besser wurde, führte der hohe Arbeitsaufwand im Weinberg bei gleichzeitigem Preisverfall der Weine dazu, dass immer mehr Betriebe ihre Weinproduktion einstellten.

Gegenwart

1992 gründeten die Weingüter in Carnuntum eine Regionalmarke namens Rubin Carnuntum, die es auch kleineren Produzenten ermöglichen sollte, in ein höheres Preissegment vorzustoßen. Seit diesem Zeitpunkt ging es mit Carnuntum stetig bergauf. Viele Weingüter zählen mittlerweile zu den renommiertesten Rotweinproduzenten des Landes und gewinnen Preise und Auszeichnungen zuhauf.

Anders als in anderen Gebieten haben sich diese Weingüter aber nicht abgegrenzt, sondern arbeiten weiterhin eng und konstruktiv mit allen Produzenten des Gebietes zusammen. Die Vereinigung der Rubin Carnuntum Weingüter ist ein Vorbild für viele Regionen, weil hier in konstruktiver, disziplinierter und demokratischer Art die Vorwärtsentwicklung eines ganzen Gebietes betrieben wird.

So wurde etwa 2016 eine Zweigelt-Arbeitsgruppe gebildet, um gemeinsam noch besser herauszufinden, in welchen Lagen, in welchem Rebalter und bei welcher Vinifizierung die Hauptsorte des Gebietes die spannendsten Ergebnisse bringt.

Ein wichtiger Meilenstein war auch das umfassende gemeinsame Bodenprojekt, das 2008 in Zusammenarbeit mit dem Geologie-Institut durchgeführt wurde, und in dem nicht nur die unterschiedlichen Mineralien und Gesteinsarten der Standorte, sondern auch Eigenschaften wie die Wasserspeicherfähigkeit eruiert wurden. Basierend auf den Ergebnissen der Bodenstudie publizierten die Carnuntum Weingüter eine detaillierte Lagenkarte, die zu einem besseren Verständnis der Mikro-Appellationen im Gebiet beiträgt. Im Jahr 2018 trat der Verein der Rubin Carnuntum Weingüter dem Verein der Österreichischen Traditionsweingüter bei, deren Ziel es ist, herausragende Weinbergslagen zu klassifizieren. In Carnuntum wurden bisher 8 Rieden zu Ersten Lagen erhoben. Im Jahr 2019 schließlich wurde das große Projekt der DAC-Definition  abgeschlossen, in dem das Herkunftstprofil von Carnuntum-Weinen festgelegt wurde.