Rebsorten in Carnuntum

Zweigelt

Carnuntum und Zweigelt – das ist eine perfekte Beziehung, in der jeder Partner die Vorzüge des anderen zum Glänzen bringt. Die Sorte Zweigelt hat Carnuntum groß gemacht, denn hier findet er perfekte Bedingungen, um seine besten Seiten zu zeigen. Die sensible Schale des Zweigelt profitiert von Carnuntums Lage zwischen zwei Gebirgszügen, wo Regentropfen und Nebel in sprichwörtlicher Windeseile abgetrocknet werden. Die Wurzeln des Zweigelt aber benötigen Feuchtigkeit, nur dann kann er seine Trauben zu optimaler Dichte und Aromatik entwickeln. Diese findet er vor allem in tiefgründigen Böden mit schluffigen Anteilen, vor allem im Arbesthaler Hügelland.

Der Erfolg des Zweigelt in Carnuntum entstand nicht durch Zufall. Die Carnuntiner Winzer haben sich ganz intensiv und bewusst mit der Sorte auseinandergesetzt. Schon 1992 gründete man den Verein „Rubin Carnuntum“, aus dem eine der erfolgreichsten Gebietsmarken Österreichs – auf Basis von Zweigelt - erwuchs. Später wollten die Winzer ihre wichtigste - aber junge - Sorte noch besser verstehen. Eine Arbeitsgruppe, die ganz genau das Potential einzelner Lagen, die Unterschiede zwischen jungen und alten Reben, die Evolution der Weine - in Stahl, großem Holz und in neuer Eiche - analysierten, experimentierte parallel zu einer aufwändigen geologischen Studie, deren Ziel es war, die Lagen und Böden in Carnuntum zu kategorisieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit auf beiden Ebenen lassen sich an der Entwicklung der Zweigelt-Stilistik über drei Jahrzehnte beobachten: Während man in den 90ern und 00ern noch auf extrem hohe Reife, starke Extraktion und neues Holz setzte, wurden die Weine ab den 2010er Jahrgängen immer geschliffener, straffer und frischer. In den Einzellagenweinen schließlich findet der Zweigelt zu ungeahnter Dichte bei gleichzeitiger Eleganz. Typisch für die Carnuntiner Topzweigelt ist ihre Kernigkeit.

Junge Sorte mit viel Geschichte

Die Karriere des Zweigelt ist kurz und steil. Gezüchtet wurde er 1922 aus einer Kreuzung der heimischen Sorten Blaufränkisch und St. Laurent. Der Biologe Fritz Zweigelt nannte die Neuzüchtung Rotburger. In den Wirren des Krieges und durch die anschließende Absetzung des politisch eindeutig orientierten Direktors der Weinbauschule geriet die Sorte in Vergessenheit, bis Lenz Moser in den 50er Jahren die guten Ergebnisse eines Versuchsweingartens erkannte, und die Vorzüge der Sorte publizierte. Schnell wurde sie, gemeinsam mit der von Moser entwickelten Hochkultur, zur neuen Lieblingssorte der österreichischen Weinwirtschaft, die zu dieser Zeit in erster Linie nach sicheren und möglichst hohen Erträgen suchte. Erst Ende des 20. Jahrhunderts erkannte man das Potential der Sorte für Topweine und setzte sich intensiver mit Ausdruck und Komplexität in Zusammenhang mit Standort und Ausbau auseinander.

The many shades of Zweigelt

In Carnuntum erkennt man Zweigelt von schweren Böden in tieferen Lagen an einer oft hellfruchtigen, erfrischenden Aromatik, während die höherliegenden Rieden meist kräftigere, dunkelaromatische Weine hervorbringen. Schotterböden bringen Zweigelt mit maskulinen Tanninen, während auf kalkgeprägte Lagen schlankere Weine mit feinen Gerbstoffen wachsen.

Blaufränkisch

Während Zweigelt in Carnuntum einen großen Boom erlebte, führte der Blaufränkisch noch lange ein Dasein im Schatten. Erst Anfang der 2000 Jahre, als einerseits das Interesse an Weinen mit frischem Säurebogen wieder aufflammte und andererseits durch die Klimaveränderung eine dichte Folge von hochreifen Jahrgängen in Carnuntum entstand, kristallisierte sich ein neues Blaufränkisch-Modell heraus, das international Beachtung fand. Zwar wurden an den kalkgeprägten Hängen der Karpatenausläufer – Hundsheimerberg, Spitzerberg – schon seit mehr als hundert Jahren Rotweine aus Blaufränkisch vinifiziert, doch internationale Anerkennung erfuhren sie erst im 21. Jahrhundert.

Während der Blaufränkisch auf Kalk eher schlanke Weine mit seidiger Textur entwickelt, bringt die Sorte auf Schotter oder auf tiefgründigeren Böden etwas muskulösere Typen hervor. Gemeinsam ist den Blaufränkisch aus Carnuntum eine besonders animierende Aromatik, die von roten Beeren und Kirschen geprägt ist. Am sehr trockenen und heißen Spitzerberg erkennt man häufig die charakteristische Kümmelwürze.

Carnuntums weiße Seite

Wenn sie vielerorts auch weniger bekannt sind, so machen die Weißweine doch fast die Hälfte des Weinanbaus im Gebiet aus. Dominierend ist der Grüne Veltliner, der sich in den Rieden mit gutem Feuchtigkeitshaushalt durchgesetzt hat. Die Stilistik des Carnuntiner Veltliners ist milder, angenehm harmonisch und an einer eher gelbfruchtigen Aromatik zu erkennen. Es sind Weine, die aufgrund ihres hohen Anteils an milder Weinsäure und geringer Apfelsäure sehr ausgeglichen sind, sich deshalb perfekt als Speisenbegleiter eignen und vor allem eine sehr zuverlässige harmonische Reifeentwicklung aufweisen.

Spannend sind die Burgundersorten Chardonnay und Weißburgunder, die recht gut mit den oft trockenen und kalkreichen Bedingungen in Carnuntum zurechtkommen und sich vor allem dazu eignen, die Terroirbedingungen einzelner Lagen gut widerzuspiegeln. In der Entwicklung von weißen Lagenweinen spielen diese beiden Sorten daher eine große Rolle. Grüner Veltliner und Burgundersorten sind die Säulen des Carnuntum DAC. Die Weine können reinsortig oder als Cuvées ausgebaut werden, wobei Veltliner und Burgunder mit zumindest 2/3 die dominante Mehrheit aufweisen müssen.

Sortenvielfalt

Zahlreiche internationale Rebsorten sind in Carnuntum heimisch geworden. Allen voran der Merlot, der in Carnuntum zumeist als abrundender, fleischiger Cuvéepartner verwendet wird. Die schwierige Sorte St. Laurent wird von manchen Winzern mit großer Leidenschaft gepflegt und bringt sehr eigenständige Weine mit atemberaubender Frucht und elegantem Körper hervor. Cabernet-Varianten und Syrah sind gerade im Hinblick auf die Klimaveränderung sichere Anlagen. In einigen Weingütern haben auch Weißweinspezialitäten Bedeutung erlangt. Etwa der rassige Sauvignon blanc oder der aromatische Muskateller. All diese Sorten dürfen in Weinen mit Herkunft „Carnuntum“ zu maximal einem Drittel verwendet werden, andernfalls müssen sie auf dem Etikett „Niederösterreich“ als Herkunft anführen.